Ankommen in der SV Rosdorf

Nach seinem Ankommen in der JVA Rosdorf berichtet R. von seinen ersten Erfahrungen und Eindrücken.

Ich bin im Juli 2021 nach Kündigung einer 11-jährigen Sozialtherapie in Hannover in die SV-Abteilung Rosdorf verlegt worden. Trotz vollständiger Impfung bin ich unter Quarantäne genommen worden ein paar Tage. Als nächstes bekam ich einige Dinge nicht ausgehändigt, die ich zuvor in Hannover haben durfte (Tacker, Schneebesen – was klar eine Schlechterstellung gegenüber der Haft darstellt. Ich habe mir hier eine Single Kaffeemaschine mit Zeitschaltuhr bestellt und herschicken lassen, die wegen dieser Zeitschaltuhr aber nicht zugelassen ist. Es ist Paradox, da das TV-Gerät, die Musik-Anlage, die DVBT-Box, die Funkwecker, alle haben diese Zeitschaltuhr-Funktion. Es ist einfach nicht nachvollziehbar.

Dann habe ich versucht, meine Freistellungstage (Arbeitszwang nach §41 StVollzG, KSG), die ich in Hannover „erarbeitet“ habe, zu nehmen oder mir auszahlen zu lassen – was hier abgelehnt wurde, da ich hier keinem Betrieb angehöre. Das heißt, ich muss diesen mir zustehenden Anspruch einklagen. Was das Arbeitsangebot anbelangt, ist es sehr bescheiden und hier hat man einfach nicht nachgedacht. Es gibt hier in Rosdorf nur Unternehmerbetriebe, wo die Leute zumeist Pensumarbeiten erledigen. Handwerklich gibt es so gut wie nichts.

Wenn es um vollzugliche Sachen wie Lockerungen geht, ist die Handhabung sehr kurios, sie beziehen sich hier gerne auf die Stellungnahme der Voranstalt. Dies trifft oder besser gesagt gilt nicht für die Arbeit von der Voranstalt. Da habe ich durchweg positive Beurteilungen und selbst arbeiten ausgeführt, die wir Inhaftierten vom Gesetz her nicht machen durften. Das war schon immer so, wenn es dem Zweck der Anstalt dient, dann geht es in Ordnung. Aus Kosteneinsparungsgründen kann ich es nachvollziehen, aber nicht diese doppelte Moral.

Meine Beobachtungen sind, dass hier jeder für sich kämpft und manche auch Anschuldigungen erfinden, um sich so Vergünstigungen zu verschaffen. Das gab es schon immer das Denunziantentum, was für viel Unmut zeugt. Es ist einfach traurig und viele scheuen sich, für sich zu kämpfen. Sie haben aufgegeben und möchten sich nicht mehr dem ganzen Stress aussetzen. Es ist auch schwierig sich selbst zu motivieren, wenn z.B. kein Entlassungsdatum vorhanden ist.